als julien so saß am wegrand unter dem zimtbaum
und es befiel ihn eine sonderbare wehmut
aus nicht ersichtlichem grunde
als er so saß und dem flug der wolken zusah
und dem geflirre seiner seelenatome unter der sterblichen hülle
seiner selbst
da überkam ihn die wehmut nach dem allerersten weibe seines lebens
nicht nach der mutter
sondern nach dem graugänsischen wesen
das auch das letzte sein würde
und
alles
was an madonnen und magdalenen seinen weg gekreuzt habe
auch etliches an
huren und heiligen
sei letzhin nur der verweis auf das nunmehr bald
allerletzte weib
in seinem leben
ein oftmals
linkisches und täppisches leben
ein leben aus dem augenblick
und
für den augenblick
ein leben aus erster hand und keine mehr käme hinzu
denn die übrigen hände seien fordernd
unbotmäßig verlangend
erwürgend
die luft zumindest abdrückend
ein übereinandergestapeltes bildnis aus frauengesichtern
aus frauenleibern
in der durch nichts zu begründenden hoffnung
es möge sich
aus all diesen bildern
das ursehnsuchtsbild jenes weibes herstellen lassen
nachdem die seele sich
verzehret wie eine flamme das kerzenwachs
aber nein!
ließ sich juliens etlich~ander~ich vernehmen
aber nein!
mein freund!
täusche dich nicht hier unterm zimtbaum
es ist nur der ferne rauch einer hoffnung
die unterm horizont vergeht
mit jammerseufzen
unter der kälte langer schatten
länger werdender schatten
schon langer schatten
in einem halbmondförmigen segment von todeszone
und julien
wie er so saß unterm zimtbaum
und die brieftauben ankommen sieht
mit post in blaßblauer frauenschrift
und wie er sieht
wie manche seele in sich verglüht vor angst und sehnsucht
da will den julien unter seinem zimtbaum
packen
die angst und auch das mitgefühl
mit der
leidenden kreatur
eingeschlossen
er
selbst
trollio3 - 28. Dez, 11:46